Seid ihr schon einmal in eine Situation gekommen, in welcher ihr euch von den positiven Erfahrungen und den damit einhergehenden Erinnerungen nicht lösen konntet? Vielleicht sogar bestrebt darin ward, oder krampfhaft versucht habt, diese Erfahrung zu wiederholen, obwohl das eigentlich nicht möglich ist?
Nein.
Anders als
@Mitglied #186513 bin ich absolut nicht davon überzeugt, daß wir lediglich die Summe unserer Erfahrungen sind. Wäre dem so, müßten andere Menschen mit vergleichbaren Erfahrungen wie ich auch ähnliche Charaktere wie ich entwickelt haben. Will sagen: angeborene Charaktereigenschaften tragen ein gehöriges Maß bei an dem, wie wir mit Erfahrungen umgehen.
Ich glaube allerdings schon, daß ein wesentlicher Teil dessen, was wir in der früheren Kindheit erlebt haben,
mitbestimmt, wie wir im weiteren Leben mit neuen Erlebnissen umgehen bzw. diese überhaupt wahrnehmen. Wenn ich jetzt von mir ausgehe: ich hatte wenig positive Erinnerungen und eigentlich auch keinen Anlaß, überhaupt irgend etwas als nicht potentiell bedrohlich wahrzunehmen. Positive Erfahrungen habe ich so nach und nach erst gesammelt, aber meine Reaktionen sind auch heute noch so, daß sich im übertragenen Sinne erstmal meine Fäuste ballen, bevor mein Inneres entschieden hat, ob "grünes Licht" für weitere Interaktionen im zwischenmenschlichen Bereich gegeben werden kann.
Trotzdem bin ich mittlerweile ein insgesamt eher freundlicher Mensch, der ziemlich oft lächelt und nicht mehr ständig davon ausgeht, daß mein Gegenüber mir ans Leder will. Will sagen: es ist ungleich viel mühseliger, als Erwachsene neue Eindrücke und Erlebnisse als "Normalfall" ins Wahrnehmungsspektrum zu integrieren, als es das als Kind wäre.
Kurz: es ist schwieriger, sich Erlerntes abzutrainieren als Neues zu lernen (oder so).
Ob wir jetzt Positives als Art "verinnerlichten" Motor in vergleichbare Situationen quasi mit einbauen: ich weiß nicht. Ich glaub schon, daß unser Gehirn in erster Linie nach einer Art "Nützlichkeitsprinzip" arbeitet. Das heißt: in erster Linie sind Strategien zur Begegnung von Gefahren nötig. Ob es Sinn macht, sich an der weiteren Entwicklung durch noch so schöne Erlebnisse selbst zu blockieren? Wär mal überlegenswert, aber ich glaub's eher nicht.