Die Annahmen, von denen Du sprichst sind die Angaben, die diese Bezahlbörsen selbst machen
Nein, leider.
Das mit "1 von 231 Teilnehmern auf Parship verliebt sich" kann durchaus hinkommen, sieht aber auf Gratisbörsen garantiert schlechter aus (darüber schweigt der Autor jedoch dezent). Das mit "2 von 100 Teilnehmern auf Parship sind tatsächlich aktiv" mag hinkommen, sieht aber auf Gratisbörsen auch nicht besser aus (darüber schweigt der Autor jedoch ebenfalls weitgehend).
Das mit "nur 4 von 1000 Nachrichten werden beantwortet" ist schlichtweg quatsch und pseudostatistisches Voodoo. Der Autor geht her und stellt (an Hand
seiner eigenen Daten fest, dass
auf seiner Börse nur 20% der Nachrichten beantwortet werden und rechnet dann hoch, dass bei Parship ja nur 2% der Mitglieder bezahlen und daher wohl nur 4 von 1000 Mails beantwortet werden. Der Autor ignoriert dabei jedoch völlig, dass auf Gratisbörsen der überwiegende Teil aller Profile überhaupt nie verwendet wird, und dass auch vom verbleibenden Rest die meisten User nur Karteileichen sind. Ich habe das an Hand meiner eigenen Daten einmal kurz geprüft: gerade einmal 15% der Mitglieder haben sich da im vergangenen Monat wenigstens 1x angemeldet. Bei Parship ist das ein bisschen anders: Wenn jemand bezahlt, dann nutzt er das Profil in der Regel auch, dementsprechend spielen die Legionen von Karteileichen (man erkennt sie ohnehin sofort an der rudimentären Profilgestaltung) nur eine sehr untergeordnete Rolle.
Es gab Zeiten (so vor rund einem Jahrzehnt), da hat Parship noch ganze Test
wochen hergeschenkt, und da bin ich durchaus auch auf die vom Autor genannten Antwortquoten gekommen,
und ich wurde auch aktiv angeschrieben. Das ist nämlich noch ein Unterschied, den der Autor geflissentlich übersehen will: Auf Parship hast Du nicht den massiven Männerüberschuss von Gratisbörsen, was zumindestens dazu führt, dass man nicht sofort in der Masse verschwindet und somit eher eine Antwort bekommt (nota bene sieht das bei Seitensprungportalen gleich ganz anders aus, weshalb dort ja auch diese unsäglichen Lockvögel erforderlich sind). Ich kenne auch gut ein Dutzend Frauen, die einmal bei Parship Mitglied waren, und wiewohl nur eine davon dort einen Partner gefunden hat (was erwarten sich die Leute eigentlich für Wunder?), so haben die doch alle meine Zahlen im großen und ganzen bestätigt. Die massive Belästigung, der man auf Gratisbörsen ausgesetzt ist, findet dort jedenfalls nicht statt.
Zweiter Punkt, die Eheschließungsquote - das ist noch viel lustiger (lassen wir einmal ausser acht, dass wohl nicht annähernd jeder, der sich bei einer Kontaktbörse registriert, auf der Suche nach einem Ehepartner ist). eDarling hat laut Autor 12 Mio. Benutzer, davon 240.000 zahlende und wirbt damit, rund 4.300 Ehen gestiftet zu haben (was ich mangels Nachvollziehbarkeit persönlich ja für eine völlig beliebige Zahl halte, aber da der Autor sie im weiteren verwendet, nehmen wir sie halt einmal her). Jetzt meint der Dolm, dass 4.300 ehen auf 12 Mio. Anwender rein statistisch eine Chance von 0.7% ergibt. Großartig! Ich denke, man kann den Benutzern schon so viel Intelligenz zutrauen, dass sie merken: ohne Bezahlung werden sie auf eDarling wohl niemanden kennenlernen (andernfalls attestiere ich mangelnde Lebensfähigkeit). 11.8 Mio. Benutzer sind also ohnehin Karteileichen, die allenfalls zur Aufhübschung der Zahlen verwendet werden (jede Singlebörsen-Vergleichsseite nimmt die Zahl der registrierten Benutzer als eines der Hauptkriterien zur Beurteilung einer Kontaktbörse - und diese Vergelichsseiten sind wiederum einer der Hauptgeneratoren für neue Kunden). Bleiben also 86400 von den 240.000, die so verzweifelt/naiv/whatever genug waren, dass sie eDarling Geld in den Rachen geschmissen haben. Das wären dann stolze 36% (ich persönlich glaub's ja nicht, aber wie gesagt, ich vollziehe nur die Rechnung des Autors mit ein paar Fehlerkorrekturen nach), und 3,5% Ehen (hier hat er zusätzlich zu seinen bescheuerten Annahmen auch noch einen Faktor 2 unterschlagen, da jede Ehe aus zwei Partnern besteht) dafür könnte man doch tatsächlich Geld in die Hand nehmen. Der gute Mann liegt also mal eben um einen Faktor 1000 daneben.
Im weiteren führt er dann aus, dass
seine eigene Plattform für
20 %(!) aller Ehen in Mecklenburg-Vorpommern verantwortlich ist. Spätestens da hättest Du eigentlich stutzig werden sollen, denn das ist schlichtweg absurd. Folgt man dem Link, kommt man zu einem Blog-Eintrag des Autors, der eine Studie einer der vorhin genannnten Vergleichsseiten zitiert. Die haben sich bei den Mecklenburgischen Standesämter umgehört - und da wird es skuril: "
Diese fand [...] heraus, dass 20,9% der geschlossenen Ehen in MV ihren Ursprung im Onlinedating nehmen". Gut, jede fünfte Ehe wurde also
überhaupt geschlossen, nachdem sich die Partner beim Online-Dating kennengelernt haben. Nun kann ich die Verbreitung von MV-Spion in Norddeutschland nur schwer beurteilen, aber dass sie 100% Marktanteil haben, würde mich doch sehr wundern. Der Autor geht jedenfalls kurzerhand davon aus und kommt so auf stolze 0,9% Erfolgsquote (im Sinn von Eheschließung) seiner Mitglieder. Welchen Marktanteil gönnen wir ihm? 30% fände ich durchaus nicht wenig, blieben 0,3% übrig, vielleicht sind's auch noch deutlich weniger. Das läge dann schon um eine Größenordnung
unter den gerade zuvor noch für eDarling errechneten Zahlen - komisch, nicht?
Wobei ich die Zahlen von eDarling durchaus für fragwürdig und potentiell überhöht halte, aber das wieder eine ganz andere Geschichte.
Statistisch allerdings so aufbereitet, daß sie im Gegensatz zu Werbeaussagen auch ein realistisches Bild abgeben. Im Prinzip kann sich das ja auf Basis der veröffentlichten Zahlen jeder selbst ziemlich einfach ausrechnen
Das gefährliche an Zahlen, die sich jeder ziemlich einfach selbst ausrechnen kann ist, dass es keiner tut (weil's ja eh jeder könnte, wenn er nur wollte). Macht man es doch, merkt man mitunter, dass "realistisch" offenbar durchaus auch eine Frage des Standpunkts ist. Oder wie siehst Du das?
Es passiert also in der Praxis genau das, was statistisch gesehen passieren muß
Stimmt. Allerdings fürchte ich, dass Du eine ziemlich unzutreffende Vorstellung davon hast, was statistisch gesehen passieren muss.
Wobei ja noch gar nicht berücksichtigt ist, daß kaum einer überhaupt rund 250 Profile interessant finden wird. Andererseits wird nicht jeder die vollen 250 anschreiben müssen, um auf Echo zu treffen
Glaub mir: Kein Mensch schreibt irgendwo 250 Profile (innerhalb eines überschaubaren Zeitrahmens) an, abgesehen von notorischen Spammern, weder bei Parship noch auf Bezahlbörsen. Alle Betreiber, sowohl die von Bezahlbörsen, als auch die von Gratisbörsen reden sich ihre Zahlen schön - die einen aus finanziellen Gründen, die anderen aus Betriebsblindheit. Das ist einfach nur menschlich... Die großen Singlebörsen werben in Österreich mit rund einer halben Mio. Mitgliedern, die großen BDSM-Börsen mit 50.000 Mitgliedern - wer so etwas unreflektiert glaubt und nicht auf die Idee kommt, dass 90% davon längst nicht mehr aktiv sind, hat doch eh nicht alle Tassen im Schrank.
Die Chancen bei Gratisbörsen müssen schon alleine deshalb "höher" sein [...]
Weil...weil nicht sein kann, was nicht sein darf? ;-)
Btw. nützt Dir die ganze Statistik nichts, wenn Du nicht wenigstens statistischer Durchschnitt bist. Sofern Du tatsächlich eine Ehepartnerin suchst, wärst Du besser damit beraten, an Dir selbst etwas zu tun, als darüber zu grübeln, welche Kontaktbörse nun die statistisch geeigneste für Dich wäre. Wenn Du jedoch Frauen zum unverbindlichen Vögeln suchst, dann ist Parship sowieso der falsche Ort für Dich
![Zwinker ;) ;)](data:image/gif;base64,R0lGODlhAQABAIAAAAAAAP///yH5BAEAAAAALAAAAAABAAEAAAIBRAA7)