Schau mal unsere Gesellschaft an, wo uns dieses glücklich sein müssen, bis zum umfallen, bringt. Unsere Gesellschaft ist glücksüchtig. Gewonnen hat der, der besonders glücklich ist. Überall wird das scheinbare Glück zelebriert. Nach aussen hin alle bemüht, glücklich zu wirken. Unglück, Trauer ect wird nicht gerne gesehen. Ein gesunder Umgang mit diesen normalen Gefühlen des Menschens, ist kaum mehr möglich.
Einen weiteren Schritt gehen dann noch diese ganzen Esotechniken und Ratgeber zum Thema Glück. (Der Scheiss geht weg wie warme Semmeln. Ist ein Milliarden Geschäft)...
Dabei wird man nicht nur zu seines Glückes eigener Schmied (dafür müsste man ja noch was tun), nein, man kann in jeder noch so verschissenen Situation glücklich sein. Man muss sich die Situation nur zurecht denken/fühlen/durch die astrale Nase ziehen.
Bullshit! Von äusseren Umständen und deren Beeinflussung können wir uns nicht gänzlich befreien. Wer das meint zu können, unterdrückt in Wahrheit nur eine ganze menge und wehe dieses Unterdrücke kommt dann mal im Gesamtpaket raus... Dann hast die Scheisse.
Ich strebe darum nicht Glück in meinem Leben an, sondern eine gewisse Stabilität als Mensch der unweigerlich durch die Wellen des Lebens schwimmen muss.
Du kannst doch jemanden, der seit Jahrzehnten Single und damit auch nicht gänzlich zufrieden ist, um die Ohren hauen wollen, dass er sich sein Singleleben nur schön denken muss. Zum einen wird sich dieser Mensch mal nicht sonderlich ernst genommen fühlen, zum anderen sich selber noch Vorwürfe und Druck machen und sich fragen warum er es nicht schafft auch als Single glücklich sein zu können und genau dieser letzte Punkt ist in diesem ganzen Positivdenken Hype so gefährlich und macht am ende des Tages mehr Menschen unglücklich als wirklich glücklich...
Ich weiß nicht,... hat jemand gesagt, dass man sich permanent einreden muss, dass man glücklich ist? Nur weil jemand sagt "glücklich sein" wählt man, muss es doch nicht heißen, dass man permanent mit einem Dauergrinser durchs leben rennen muss. Natürlich gibt es Schicksalsschläge, traurige Erlebnisse und Situationen. Jeder durchlebt soetwas.
Der Satz: "Glücklichsein ist eine Wahl" zielt zumindest meiner Auffassung nach eher darauf ab, dass man - wenn man alles hat was man zum Leben braucht - sagen kann... ok, ich hab einen Job, ich hab eine Wohnung, ein Dach über dem Kopf, ein Auto, etwas zu essen und im Grunde kann ich machen was ich will. Hier kannst du jetzt wählen -> Bist du glücklich und gibst dich damit zufrieden, oder siehst du es andersrum. Nämlich aus der Perspektive was du alles NICHT hast: Ich hab keine Freundin, ich hab keinen Ferrari, ich würde gerne viel mehr verdienen, denn dann könnte ich mir viel mehr leisten (was man meist eh ned braucht...) usw.
Genau hier wählt man es, glücklich zu sein.
Dass man in absoluten Ausnahmesituationen nicht einfach sagen kann, ja ok ... ich wähle jetzt halt für mich dass ich glücklich bin, obwohl meine Katze zusammengeführt wurde, meine Freundin mich beschissen hat, ich gestern etwas Verdorbenens gegessen habe und ich permanent über dem Klo hänge.... das sollte wohl klar sein!
Es geht hier (meiner Meinung nach!) darum, dass man nicht permanent nach "noch mehr" streben muss! Schon garnicht, wenn es um die Definition einer Partnerschaft geht, die dann auf Sätze wie "du vervollständigst mich......" hinauslaufen.
Wir alle sind vollständig, mit oder ohne Partner. Einer kann ohne, der andere nicht..........
Vor allem wenn man allein ist, tendiert man sowieso dazu Partnerschaften zu glorifizieren, dass es ärger nicht mehr geht. Ist doch alles Humbug.
Wenn man nicht wirklich einen Glücksgriff tätigt, läuft es immer wieder aufs Selbe raus, gegenseiteiges biegen und durchsetzen der eigenen Befindlichkeiten, (fast) ohne Rücksicht auf Verluste! Der oder diejenige die dann im Endeffekt stärker ist, gewinnt. Der Passive in dieser Spielerei erträgt es halt dann, oder geht... je nachdem wie leidensfähig er / sie ist.